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ARIA-Barrierefreiheit: Der Schlüssel zu inklusivem Webdesign
Eine wirklich inklusive Web-Erfahrung zu schaffen bedeutet, sicherzustellen, dass jede Person – unabhängig von ihren Fähigkeiten – Ihre Website navigieren und mit ihr interagieren kann.
Hier kommt ARIA (Accessible Rich Internet Applications) ins Spiel.
Viele Webentwickler entscheiden sich für den Einsatz von ARIA, weil es sich hervorragend mit unterstützenden Technologien wie Screenreadern integriert. ARIA schließt die Lücke zwischen den Grenzen von HTML und den Anforderungen an Barrierefreiheit.
Falls Sie noch unsicher sind, ob ARIA-Barrierefreiheit Teil Ihres Webentwicklungsprozesses sein sollte – hier erfahren Sie, was Sie wissen müssen.
Warum ARIA für die Barrierefreiheit im Web verwenden?
ARIA kann dabei helfen, moderne, interaktive Webanwendungen für Nutzer mit Behinderungen zugänglich zu machen.
Viele fortgeschrittene Webelemente – wie Dropdown-Menüs, Modals und Slider – werden von unterstützenden Technologien wie Screenreadern nicht automatisch erkannt. ARIA-Attribute liefern die semantischen Informationen, die diese Hilfsmittel benötigen, um die Funktion und Bedeutung dieser Elemente korrekt zu interpretieren und den Nutzern zu vermitteln.
Durch den Einsatz von ARIA können Entwickler sicherstellen, dass alle Besucher eine Website navigieren, mit ihr interagieren können und von sämtlichen Funktionen profitieren können.
Indem Sie eine barrierefreie Website erstellen, erfüllen Sie automatisch die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sowie gesetzliche Vorgaben wie den Americans with Disabilities Act (ADA). Noch wichtiger: Sie schaffen ein inklusives digitales Umfeld, das allen Nutzern zugutekommt.
Häufige Missverständnisse über ARIA
Bevor wir auf die Einzelheiten von ARIA eingehen, wollen wir uns einige der häufigsten Missverständnisse ansehen.
Mythos 1: ARIA behebt alle Barrierefreiheitsprobleme
Das bloße Hinzufügen von ARIA-Attributen macht eine Website nicht automatisch barrierefrei. ARIA kann Ihre Barrierefreiheitsmaßnahmen verbessern, ersetzt jedoch nicht die semantische Struktur von HTML. Die korrekte Nutzung nativer HTML-Elemente, die von Haus aus barrierefrei sind, sollte immer Vorrang haben.
Mythos 2: ARIA ist nur für Screenreader
Zwar verbessert ARIA die Funktionalität von Screenreadern erheblich, doch es unterstützt auch andere assistive Technologien und die Tastaturnavigation – und sorgt so für ein besseres Nutzungserlebnis für ein breiteres Publikum.
Mythos 3: ARIA kann überall eingesetzt werden
Falsch eingesetztes ARIA kann unterstützende Technologien verwirren und so zu schlechteren Barrierefreiheits-Ergebnissen führen. ARIA-Attribute sollten nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich nötig ist – und stets nach Best Practices –, um Missverständnisse bei Nutzern mit Behinderungen zu vermeiden.
Mythos 4: ARIA ersetzt Benutzertests
ARIA ist nur ein Baustein der Barrierefreiheit. Tests mit echten Nutzern, einschließlich solcher, die unterstützende Technologien verwenden, sind unverzichtbar, um sicherzustellen, dass Ihre Website wirklich barrierefrei ist.
ARIA-Rollen, -Zustände & -Eigenschaften
Bevor Sie ARIA-Attribute implementieren, sollten Sie den Unterschied zwischen Rollen, Zuständen und Eigenschaften verstehen.
ARIA-Rollen
ARIA-Rollen definieren die Art oder den Zweck eines Elements auf einer Webseite. Sie helfen unterstützenden Technologien, die Funktion eines Elements korrekt zu interpretieren. Beispiele für Rollen sind button, alert oder navigation, die angeben, was ein Element tun oder darstellen soll.
ARIA-Zustände
ARIA-Zustände beschreiben dynamische Eigenschaften eines Elements, die sich ändern können, wenn der Benutzer damit interagiert.
Beispiel: Der Zustand aria-expanded zeigt an, ob ein ausklappbares Menü oder ein Abschnitt geöffnet (true) oder geschlossen (false) ist.
ARIA-Eigenschaften
ARIA-Eigenschaften liefern zusätzliche Informationen zu einem Element, die normalerweise nicht allein durch HTML vermittelt werden.
Beispiel:
- aria-label gibt einem Element eine benutzerdefinierte Beschriftung.
- aria-labelledby verknüpft ein Element mit einer Beschriftung, die an einer anderen Stelle im Dokument vorhanden ist
Eigenschaften helfen, den Zweck oder das Verhalten eines Elements für Nutzer verständlich zu machen, die auf unterstützende Technologien angewiesen sind.
Wann ARIA verwenden?
Beim Erstellen einer barrierefreien Website ist ARIA nicht immer notwendig. Es gibt jedoch einige Szenarien, in denen ARIA empfohlen wird.
Erweiterung semantischer HTML-Elemente
Beispiel: Benutzerdefinierte Beschriftung zu einem nicht-standardisierten Button.
Beispiel: Klarstellung von Bereichen in einem Dokument.
Verwenden Sie role=”navigation”, um einen Navigationspunkt anzugeben und so eine bessere Struktur für Bildschirmleseprogramme sicherzustellen.
Dynamische Inhaltsaktualisierungen
Beispiel: Nutzerinnen und Nutzer von unterstützenden Technologien aktiv über Änderungen informieren.
Interaktive Elemente ohne native Semantik
Beispiel: Erstellung benutzerdefinierter Steuerelemente wie Slider, Modals oder Tabs.
Komplexe Widgets oder Anwendungen
Beispiel: Implementierung eines Dropdown-Menüs.
<button aria-haspopup="menu" aria-expanded="false">Optionen</button>
<ul role="menu">
<li role="menuitem">Option 1</li>
</ul>
Kopieren Bereitstellung von Kontext oder Beschreibungen
Beispiel: Hinzufügen zusätzlicher Informationen, um den Kontext für Nutzerinnen und Nutzer zu verbessern:
<input id="email" type="email" aria-describedby="emailHelp">
<small id="emailHelp">Wir werden Ihre E-Mail niemals an Dritte weitergeben.</small>
Kopieren Wichtige ARIA-Best Practices für Barrierefreiheit
Wenn Sie mit der Implementierung von ARIA auf Ihrer Site beginnen, sollten Sie die folgenden Best Practices beachten.
- Wenn möglich, semantisches HTML verwenden. Nutzen Sie <button>, <header>, <nav> usw., da unterstützende Technologien diese Elemente von Haus aus verstehen.
- ARIA nur verwenden, wenn nötig. Ein übermäßiger Einsatz kann die Wartung erschweren und assistive Technologien verwirren.
- Spezifikationen einhalten. ARIA-Attribute immer gemäß der WAI-ARIA-Spezifikation einsetzen.
- Redundante Rollen vermeiden. Keine Rollen hinzufügen, die HTML-Elemente bereits nativ besitzen.
- Tastaturbedienung sicherstellen. ARIA-Elemente müssen fokussierbar und mit der Tastatur bedienbar sein.
- Zustände aktuell halten. Attribute wie aria-expanded oder aria-checked immer dynamisch an den tatsächlichen Zustand anpassen.
- ARIA-Landmarks nutzen. Rollen wie role=”main” oder role=”complementary” helfen Screenreader-Nutzenden, komplexe Seiten effizient zu navigieren.
- Klare Beschriftungen und Beschreibungen verwenden. Mit aria-label oder aria-labelledby interaktive Elemente eindeutig kennzeichnen.
- Mit unterstützenden Technologien testen. Inhalte regelmäßig mit Screenreadern und anderen Hilfsmitteln prüfen – in verschiedenen Browsern.
Wie ARIA die WCAG-Richtlinien unterstützt
Wir wissen nun, dass ARIA Ihre Bemühungen zur Barrierefreiheit im Web unterstützen kann – doch wie fügt es sich in die WCAG-Richtlinien ein?
Wahrnehmbar (WCAG-Prinzip 1)
ARIA trägt dazu bei, Webinhalte für Nutzer mit Behinderungen wahrnehmbar zu machen – insbesondere für diejenigen, die auf unterstützende Technologien angewiesen sind.
Informationen und Beziehungen
ARIA-Rollen und -Eigenschaften stellen Beziehungen her, z. B. indem sie Beschriftungen mit Steuerelementen verknüpfen.
Beispiel:
<input id="username" aria-labelledby="usernameLabel">
<label id="usernameLabel">Benutzername</label>
Kopieren Bedeutungsvolle Reihenfolge
ARIA-Landmarks wie role=”main” oder role=”banner” helfen, die Struktur eines Dokuments zu definieren, sodass Inhalte in der richtigen Reihenfolge vorgelesen werden.
Kontrast (Minimum)
ARIA selbst verbessert den visuellen Kontrast nicht direkt, kann jedoch die Wahrnehmbarkeit für nicht-visuelle Nutzer durch Eigenschaften wie aria-live erhöhen.
Bedienbar (WCAG-Prinzip 2)
ARIA stellt sicher, dass Webinhalte und -schnittstellen für Nutzer mit Tastatur oder assistiven Technologien navigierbar und bedienbar sind.
Tastaturbedienung
ARIA-Attribute wie tabindex und Rollen wie role=”button” machen benutzerdefinierte interaktive Elemente für die Tastaturbedienung zugänglich.
Beispiel:
Bypass Blocks
Blöcke überspringen
ARIA-Landmarks wie role=”navigation” und role=”main” helfen Nutzern, wiederholte Inhalte zu überspringen und direkt zu wichtigen Bereichen zu springen.
Überschriften und Beschriftungen
ARIA-Eigenschaften wie aria-label und aria-labelledby bieten zugängliche Namen und Labels für eine bessere Navigation.
Verständlich (WCAG-Prinzip 3)
ARIA verbessert die Verständlichkeit, indem es sinnvolle Informationen über Zweck, Zustand und Verhalten von Elementen bereitstellt.
Bei Fokus und Eingabe
ARIA-Zustände wie aria-expanded und aria-checked teilen dynamisch Änderungen im Verhalten oder Status eines Elements mit.
Beispiel:
Beschriftungen oder Anweisungen
ARIA-Eigenschaften wie aria-describedby geben zusätzlichen Kontext oder Anweisungen zu Eingabefeldern.
Beispiel:
<input aria-describedby="passwordHelp">
<div id="passwordHelp">Mindestens 8 Zeichen erforderlich.</div>
Kopieren Robust (WCAG-Prinzip 4)
ARIA verbessert die Kompatibilität zwischen modernen, interaktiven Webinhalten und assistiven Technologien, wodurch Ihre Website robuster wird.
Name, Rolle, Wert
ARIA definiert die Rolle, den Zustand und die Eigenschaften interaktiver Elemente, sodass assistive Technologien diese korrekt interpretieren können.
Beispiel:
Wichtige ARIA-Techniken zur Erfüllung der WCAG-Erfolgskriterien
Hier sind einige der wesentlichen ARIA-Techniken, die Entwickler in ihre Prozesse integrieren sollten, wenn sie die WCAG-Erfolgskriterien erfüllen möchten.
ARIA-Landmarks für die Seitenstruktur verwenden
Landmarks helfen Nutzern, die Struktur einer Seite zu verstehen und zu navigieren.
WCAG-Bezug: Unterstützt 2.4.1 Bypass Blocks, indem wiederholte Inhalte übersprungen werden können.
ARIA-Techniken: Rollen wie role=”banner”, role=”navigation”, role=”main”, role=”complementary” und role=”contentinfo verwenden.
Beispiel:
<header role="banner">Seitenkopf</header>
<nav role="navigation">Menü</nav>
<main role="main">Hauptinhalt</main>
Kopieren Dynamische Inhalte zugänglich machen
Assistive Technologien über Änderungen in dynamischen Inhalten informieren.
WCAG-Bezug: Unterstützt 4.1.3 Status Messages, damit Nutzer Änderungen bemerken, ohne den Fokus zu verlieren.
ARIA-Techniken: aria-live-Attribute (polite, assertive) einsetzen.
Beispiel:
ARIA für interaktive Widgets nutzen
Benutzerdefinierte Komponenten wie Tabs, Slider oder Modals zugänglich machen.
WCAG-Bezug: Unterstützt 4.1.2 Name, Role, Value.
ARIA-Techniken: Rollen wie role=”tab”, role=”slider” und Zustände wie aria-selected, aria-expanded verwenden.
Beispiel:
<div role="tablist">
<button role="tab" aria-selected="true">Tab 1</button>
<button role="tab" aria-selected="false">Tab 2</button>
</div>
Kopieren Formular-Barrierefreiheit verbessern
Zusätzliche Hinweise oder Beschriftungen für Formularelemente bereitstellen.
WCAG-Bezug: Unterstützt 1.3.1 Info and Relationships und 3.3.2 Labels or Instructions.
ARIA-Techniken:
- aria-label oder aria-labelledby für zugängliche Namen
- aria-describedby für ergänzende Informationen
Beispiel:
<input id="email" aria-describedby="emailHelp">
<div id="emailHelp">Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.</div>
Kopieren Sichtbarkeit und Zustand verwalten
Nutzer über den Status von Elementen informieren.
WCAG-Bezug: Unterstützt 4.1.2 Name, Role, Value.
ARIA-Techniken:
- aria-hidden für Elemente, die von assistiven Technologien ignoriert werden sollen
- aria-expanded für ausklappbare Bereiche
Beispiel:
<button aria-expanded="false" aria-controls="menu">Menü umschalten</button>
<ul id="menu" aria-hidden="true">…</ul>
Kopieren Tabellen-Barrierefreiheit verbessern
Komplexe Tabellen leichter navigierbar machen.
WCAG-Bezug: Unterstützt 1.3.1 Info and Relationships.
ARIA-Techniken:
- aria-labelledby und aria-describedby für Tabellenbeschreibungen
- Rollen wie role=”rowgroup”, role=”row”, role=”cell” verwenden
Beispiel:
<table>
<thead role="rowgroup">
<tr role="row">
<th role="columnheader">Name</th>
<th role="columnheader">Alter</th>
</tr>
</thead>
<tbody role="rowgroup">
<tr role="row">
<td role="cell">Alice</td>
<td role="cell">30</td>
</tr>
</tbody>
</table>
Kopieren Kontext mit ARIA-Labels bereitstellen
Sicherstellen, dass alle interaktiven Elemente sinnvolle Labels haben.
WCAG-Bezug: Unterstützt 2.4.6 Headings and Labels.
Beispiel:
Fokus verwalten
Fokus steuern und Änderungen ankündigen.
WCAG-Bezug: Unterstützt 2.1.1 Keyboard und 2.4.3 Focus Order.
ARIA-Techniken:
- tabindex verwenden, um Elemente fokussierbar zu machen
- aria-activedescendant verwenden, um das aktuell fokussierte Element anzugeben
Beispiel:
<ul role="listbox" aria-activedescendant="option1">
<li id="option1" role="option">Option 1</li>
</ul>
Kopieren Beziehungen zuordnen
Beziehungen zwischen Elementen definieren, z. B. zwischen Formularfeldern und deren Beschriftungen.
WCAG-Bezug: Unterstützt 1.3.1 Info and Relationships.
Beispiel:
<button aria-controls="details">Details anzeigen</button>
<div id="details">Zusätzliche Informationen</div>
Kopieren Von ARIA zur Barrierefreiheit
ARIA kann ein leistungsstarkes Werkzeug für Entwickler sein, die inklusivere Online-Erlebnisse schaffen wollen.
Wer sich an die ARIA-Best Practices hält und seine Implementierung testet, kann nicht nur leichter Compliance-Status erreichen, sondern auch mehr Besucher anziehen und binden.
Wenn Sie loslegen möchten und herausfinden wollen, wie es um die Barrierefreiheit Ihrer Website steht, können Sie das kostenlose Tool AccessibilityChecker.org nutzen.
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